Wahrheit über Fettverbrennung
 
 
  
  Wenn es um Gewichtsreduktion im Sinne einer Reduktion des Körperfettanteils geht, 
  werden bezüglich der optimalen Fettverbrennung durch körperliches Training von vielen 
  "Fitness-Gurus" und Trainern, sogar von manchen Sportwissenschaftlern und vor allem in
   Fitnessstudios unzweckmäßige Empfehlungen abgegeben. 
Konkret wird relativer und absoluter Anteil der Fettverbrennung (genauer: Energiegewinnung durch 
Oxidation=Verbrennung freier Fettsäuren, die durch Spaltung von Fett, vorwiegend aus dem Fettgewebe, 
entstehen) [siehe "Die muskuläre Energiebereitstellung im Sport"] am Energieumsatz 
(Kalorienverbrauch) in einen Topf geworfen und beim "Fettabbau durch Training" von falschen 
Vorstellungen ausgegangen.
Relativ gesehen (= prozentuell) verbrennt man umso mehr Fett, je weniger intensiv die körperliche
 Belastung ist, ("Schlank im Schlaf", Stichwort Grundumsatz, siehe unten), jedoch ist aufgrund des
  niedrigen Energieumsatzes die absolute Menge an verbranntem Fett gering. 
Je intensiver die Belastung wird, desto weniger trägt Fett prozentuell zur Energiegewinnung bei 
und wird gegenläufig immer mehr Glucose = Traubenzucker (aus den muskulären Glykogenspeichern) 
verbrannt.
Dafür steigt aber der Energieumsatz (=Kalorienverbrauch) mit zunehmender Belastung.
Das bedeutet, dass in diesem Fall der geringere relative (=prozentuelle) Anteil der Fettverbrennung
 an der Energiegewinnung einer größeren absoluten Menge an verbranntem Fett entsprechen kann,
  als es beim  "Fettstoffwechseltraining" der Fall ist. Abgesehen davon wird vor allem mehr
   Energie (Kalorien) verbraucht, was letztendlich für die Gewichtsreduktion entscheidend ist 
   ("Negative Energiebilanz", siehe unten). 
Da diese Erklärung erfahrungsgemäß auf Verständnisschwierigkeiten stößt, hier zur 
Veranschaulichung
 zwei Beispiele: 
Beispiel 1: A) Langsames Laufen
("Joggen") im Fettstoffwechselbereich (dem vermeintlich optimalen "Fettabbaubereich"),
 Herzfrequenz ca. 60% der maximalen Herzfrequenz (z.B. 120/min). Das bedeutet ungefähr 
 80% Fettverbrennung, 20% Kohlenhydratverbrennung. Der Energieumsatz beträgt ca. 
 8 Kilokalorien pro Minute, somit kommen ca. 6 bis 7 Kilokalorien pro Minute aus der 
 Fettverbrennung. 
B) Laufen mit mittlerer Geschwindigkeit, Herzfrequenz 75 bis 80% der max. Herzfrequenz 
(z.B. 150 - 160/min). Hier haben wir einen deutlich höheren Energieumsatz (ca. 15 bis 18 kcal/min),
 wobei die Energie zu ungefähr 50 - 60% aus Fettverbrennung und zu 40 - 50% aus 
 Kohlenhydratverbrennung bereitgestellt wird. In diesem Fall werden ca. 9 "Fettkalorien" pro Minute
  verbrannt. 
 
Das bedeutet, dass in diesem Fall durch den höheren Kalorienverbrauch im gleichen Zeitraum um ein 
Viertel bis ein Drittel mehr Fett verbrannt wird! 
Beispiel 2: 
Zwei übergewichtige Damen besuchen vier mal wöchentlich ein Fitnessstudio und "strampeln" dabei
 jeweils eine Stunde auf dem Fahrradergometer, die eine im Fettstoffwechselbereich mit einer
  Herzfrequenz von z.B. 110 bis 120/min, die andere mit einer etwas höheren Intensität, z.B. 
  bei einer Herzfrequenz von 140 bis 150/min. 
 
Nach zwei Monaten hat die Dame, die im vermeintlich optimalen "Fettabbaubereich" trainiert hat, 
weniger an Gewicht verloren als ihre Kollegin, da diese nicht nur mehr Kalorien verbraucht hat, 
sondern auch mehr Fett verbrannt hat. Damit ihr "Fettabbautraining" gleich effektiv wie das ihrer
 Kollegin ist, sprich um gleich viel Energie (Kilokalorien) zu verbrauchen und gleich viel Fett 
 abzubauen, müßte sie die Belastungsdauer ihrer offensichtlich zu wenig intensiven 
 Trainingseinheiten deutlich verlängern! 
Um es nochmals klar auszudrücken: 
Den vielfach postulierten "Fettverbrennungspuls" gibt es nicht!
Fettverbrennung ist nicht gleichbedeutend mit Fettabbau!
Fettstoffwechseltraining ist nicht gleich "Fettabbautraining"! (Es verfolgt ein anderes Ziel, 
siehe unten)
Die Fettverbrennung (Fettsäurenoxidation) ist vielmehr eine Form der Energiebereitstellung, die 
in unserem Organismus rund um die Uhr stattfindet. Unter Fettabbau versteht man die Reduktion von 
gespeichertem Körperfettgewebe, wenn die Energiebilanz negativ ausfällt. (s.u.) 
Ausserdem ist für eine erwünschte Gewichtsabnahme im Sinne einer Reduktion des Körperfettanteils 
nicht die Fettverbrennung während des Trainings wichtig, vielmehr die nach dem Training 
(gesteigerter Fettstoffwechsel in der Erholungsphase über mehrere Stunden, v.a. nach intensiver 
körperlicher Belastung, sog. "Nachbrenneffekt"), letztlich aber nur eine negative Energiebilanz 
pro Tag (bzw. pro Woche) das entscheidende Kriterium. Das heißt, der tägliche (bzw. der 
wöchentliche) Energieverbrauch muss höher sein als die Energiezufuhr bzw. die Energiezufuhr
 geringer als der Energieverbrauch (gemessen in Kilokalorien bzw. Kilojoules). Wenn also etwas
  während des Trainings mit der Zielsetzung "Gewichtsreduktion" wichtig ist, dann ist es der 
  Kalorienverbrauch und nicht, ob bzw. wieviel Fett dabei verbrannt wird! Wird bei einer 
  intensiven Trainingseinheit vorwiegend Glucose verbrannt, wird nachher umso mehr Fett verbrannt! 
Für eine Gewichtsreduktion im Sinne eines Fettabbaus ist nur ein höherer Kalorienverbrauch mit 
negativer Energiebilanz pro Tag (bzw. pro Woche) entscheidend. 
Bei negativer Energiebilanz holt sich der Organismus die noch benötigte, aber "fehlende" 
Energie aus dem Fettgewebe. In Ruhe verbrennen wir so gut wie ausschließlich Fett ("Schlank 
im Schlaf"). Je höher der sog. Grundumsatz, desto mehr Fett wird verbrannt. 
Unter Grundumsatz (GU) versteht man den Energieverbrauch bei ausschließlicher Bettruhe, 
abhängig von der individuellen Muskelmasse und damit auch vom Alter. Er beträgt pro Stunde 
etwas weniger als das eigene Körpergewicht in Kilokalorien. Genauer: Beim Mann 900+10x 
Körpergewicht, bei der Frau 700+7x KG. (Bei einem 80kg schweren Mann sind das 1700 kcal, 
bei einer 60 kg schweren Frau ca.1100 kcal/24 Stunden. Der höhere Grundumsatz des Mannes 
erklärt sich durch dessen größere Muskelmasse). Somit kann der tägliche Grundumsatz grob 
mit der einfachen Formel Körpergewicht x 20 (Frau) bzw. KG x 23 (Mann) abgeschätzt werden. 
Körperlich inaktive Menschen liegen jedoch meist deutlich darunter ! Den täglichen Kalorienbedarf,
 der meist überschätzt wird, kann man im Falle fehlender körperlicher Betätigung
  (Büroarbeit) mit der Formel GU x 1,2 bzw. bei mäßiger körperlicher Aktivität mit GU x 1,4
   berechnen. 
Wenn wir sinnvoll abnehmen wollen, müssen wir neben der richtigen Ernährung mit ausgewogener,
 bewußt fettarmer (damit werden am effektivsten Kalorien eingespart), kohlenhydratreicher 
 Mischkost und nicht mehr als drei Mahlzeiten pro Tag (Die gängige Empfehlung von fünf bis
  sechs Mahlzeiten täglich ist kontraproduktiv, da aufgrund des in diesem Fall ständig 
  erhöhten Insulinspiegels im Blut der Fettabbau erschwert wird - Insulin fördert nicht
   nur die Aufnahme von Glucose (=Traubenzucker), Aminosäuren und Fettsäuren in die Körperzellen,
    sondern hemmt auch die Lipolyse = Fettspaltung. Ein "Fettabbau" kann somit am besten bei
	 niedrigem Insulinspiegel stattfinden, also v.a. im Nüchternzustand) körperlich aktiv sein,
	  um den täglichen Kalorienverbrauch zu steigern und dadurch Fettgewebe zu reduzieren.
	  Um ein Kilogramm Fettgewebe abzubauen, muss man rund 7000 kcal "einsparen" (nicht 9000 kcal, 
	  da Fettgewebe nicht aus reinem Fett besteht). Bei einem täglichen "Energie-Minus" von 
	  200 - 250 kcal bedeutet das 1 Kilo im Monat. 
Die Art und Weise der körperlichen Aktivität ist eigentlich nebensächlich. 
Die Basis sollte immer ein körperlich aktiver Lebensstil sein [siehe "Die präventivmedizinische 
Bedeutung körperlicher Aktivität..."]. Aus medizinischer Sicht ist Ausdauertraining zur
 Gewichtsreduktion am besten geeignet, da es - abgesehen vom Gesundheitswert - nicht nur Energie 
 (messbar in Kilokalorien bzw. Kilojoules) verbraucht, sondern bei regelmäßiger Ausübung 
 auch den Grundumsatz erhöht und somit die Fettverbrennung bei körperlicher Ruhe steigert
  ("Schlank im Schlaf", siehe oben). 
Die Intensität der körperlichen Belastung ist diesbezüglich zweitrangig - für eine negative
 Energiebilanz ist allein der tägliche Energieumsatz, sprich Kalorienverbrauch in 24 Stunden,
  entscheidend. Dieser ist umso höher, je höher der Grundumsatz ist, und je intensiver und/oder
   länger eine körperliche Belastung erfolgt. 
Neben regelmäßigem Ausdauertraining empfiehlt sich auch noch ein begleitendes 
Ganzkörper-Krafttraining ein- bis zweimal pro Woche. Damit kann der Grundumsatz weiter gesteigert 
werden (siehe oben, der GU ist abhängig von der Muskelmasse). 
Natürlich setzt intensives Ausdauertraining einen guten Trainingszustand voraus, weshalb es
für "Anfänger" nicht geeignet ist - sie würden nach kurzer Zeit schlapp machen und aufgrund des
 nur kurzzeitig erhöhten Kalorienverbrauchs somit kein effizientes Training zur Gewichtsreduktion 
 durchführen. Aber auch zu extensives Training - wie es immer wieder als "Fettabbautraining"
  empfohlen wird, ist zur Gewichtsabnahme nicht sinnvoll! Ein effektives Fettstoffwechseltraining,
   welches sehr lange (Stunden!) durchgeführt werden muss, um wirklich gezielt den 
   Fettstoffwechsel zu trainieren, benötigt z.B. ein Marathonläufer, Triathlet oder 
   Radrennfahrer (dabei wird jedoch nicht "Fettabbau" angestrebt!), nicht jedoch 
   ein Freizeitsportler, der weder die Zeit noch den entsprechenden Trainingszustand 
   dafür hat, und bei dem nicht Stoffwechselökonomisierung und Steigerung der aeroben 
   Kapazität (Ausdauerleistungsfähigkeit) sowie Leistungsdenken, sondern die angestrebte 
   Gewichtsabnahme im Vordergrund steht. 
Ein grosser Irrtum ist die sehr verbreitete Fehlmeinung, dass bei einer Ausdauerbelastung die
 Fettverbrennung erst nach ca. einer halben Stunde einsetzen würde. Tatsache ist, daß die jeweilige 
 Energiebereitstellung primär von der Belastungsintensität bestimmt wird, nicht von der 
 Belastungsdauer, und bei extensiver Belastung (z.B. Dauerlauf) die aerobe Energiegewinnung (ATP)
  aus Fett- und Kohlenhydratverbrennung (Oxidation von freien Fettsäuren und Glucose) von Beginn 
  an besteht, wobei das Fett vorwiegend aus dem Fettgewebe und zum kleinen Teil auch aus der 
  Muskulatur (richtig gelesen - auch in der Muskulatur befinden sich Fettzellen) und der
   Traubenzucker (Glucose) aus den muskulären Kohlenhydratvorräten (Glykogenspeicher)
    mobilisiert wird. [siehe "Die muskuläre Energiebereitstellung im Sport"] 
Die Intensität eines Ausdauertrainings soll immer über die Herzfrequenz gesteuert werden, 
wobei jeder Mensch "seine" individuelle "Pulskurve" sowie maximale Herzfrequenz hat. 
Eine Herzfrequenz von z.B. 160 wird für die meisten einer relativ hohen Belastungsintensität 
entsprechen, kann aber durchaus für den einen oder anderen noch eine extensive Belastung sein. 
Deshalb sind Tabellen, wie man sie z.B. in Fitnessstudios sieht, oder Faustregeln (wie "180 minus
 Lebensalter" oder "220 minus Lebensalter, davon 70 Prozent") zur Bestimmung der 
 Belastungsherzfrequenzen ungeeignet, diese müssen vom erfahrenen Sportarzt immer individuell 
 ermittelt werden [siehe "Trainingssteuerung: Die richtige Belastungsintensität beim 
 Ausdauertraining"]. Es wäre es auch falsch, wenn im Kollektiv mit derselben "Pulsvorgabe" 
 trainiert werden würde - der eine wäre damit unter-, der andere überfordert. 
Für die Praxis ergibt sich somit folgende Empfehlung, wenn eine Gewichtsreduktion im Sinne
 einer Reduktion des Körperfettanteils angestrebt wird:
Regelmäßiges Ausdauertraining (mindestens dreimal pro Woche) mit nicht zu geringer Intensität ! 
Die Belastungsintensität sollte zum effektiveren Fettabbau (siehe obige Beispiele) etwas über 
dem "Fettstoffwechselbereich" liegen und zumindest 20 Minuten gehalten werden können - 
je länger, desto effektiver (je nach Trainingszustand und Leistungsfähigkeit, 
für "Anfänger" sind bereits 10 Minuten wirksam!).
Je extensiver die Belastungsintensität (immer gemessen an der Herzfrequenz), desto 
länger kann bzw. sollte die Belastungsdauer sein. Je kürzer die Belastungsdauer (z.B. 
bei Zeitmangel), desto intensiver muss trainiert werden, um den gewünschten Effekt (einen 
ausreichenden Kalorienverbrauch) zu erzielen. 
Die oft geäußerte Empfehlung, nach 17 Uhr nichts mehr zu essen, gilt natürlich nur dann, 
wenn am Abend kein Training durchgeführt wird. Ansonst darf und soll man 
selbstverständlich auch später noch eine Mahlzeit nach dem Training einnehmen, die - wie immer
 zu empfehlen - fettarm und kohlenhydratbetont sein sollte. 
Zu diesem Thema siehe auch die Artikel "Mythos Fettverbrennung" und "Fettverbrennung – 
Fettabbau" auf www.fitness.com 
 
 
 
Quelle/Für den Inhalt verantwortlich:Dr. Kurt A. Moosburger, Facharzt für Innere Medizin und 
Sportarzt Datum der letzten inhaltlichen Aktualisierung / Revision: Februar 2001  
  
   
  bei Berlin-marathon entdeckt am 20.3.2001