Also wieder mal Anfang April nach Berlin. Ich mußte hin, da ich schon im Dezember gemeldet hatte. Glücklicherweise kam ich kurz vorher wieder in Form, der Stundenlauf hatte mir Auftrieb gegeben. Nach Verwerfen aller ökologischer Alternativen reiste ich wieder mit dem Auto in die Hauptstadt. Das schlechte Gewissen tröstete ich mit einer Mitfahrerin aus Halle. Die Startunterlagen waren noch leicht zu haben. Die Suche nach Umkleidezelten gestaltete sich dagegen schon schwieriger. Nach Mitteilung von Augenzeugen waren die in der vorherigen Nacht weggeflogen. Der mobile Teil der Läufer durfte sich deshalb vor einem alten Feuerwachengebäude aufstellen und wurde nach etwa 10 Minuten vorgelassen. Dort ginng es 5 Stockwerke hoch zu einem einladenden Umkleideraum, wo man die Wechselsachen abstellen konnte. Da der Start um 3 Minuten zurückgestellt wurde, konnte ich mich gerade noch über die Absperrung hangeln. Hinter etwa 2000 Leisetretern passierte ich die Startlinie so 2 Minuten nach dem Start. | |
Es waren 11000 Läufer am Start, die nicht daran dachten, gleich loszulaufen oder mich etwa vorbeizulassen. Mich entsprechend dünn machend schlängelnde ich mich an weniger ambitionierten Läufern, die einfach nur mal am Start vorne sein wollten, vorbei und hatte nach 2 km am Brandenburger Tor schon etwa 1000 überholt. Danach lief ich etwa einen 4 Min Schnitt. Die kleine digitale Kamera führte ich in der Gürteltasche mit und drückte einige male ab. So hielt der 4 er Schnitt zwar nicht bis zum Schluß, aber auf die Zeit kam es mir erst in zweiter Linie an. Ich wollte vor allem sehen, ob ich länger das Tempo halten kann und kam ganz gut durch. Auch einige kurze Schneeschauer auf der Strecke bei mäßigem Zuschauerzuspruch schreckten nicht. | |
Am Ende kam ich auf eine Zeit von 1:25 Std und war zufrieden unter die ersten 1000 Läufer und in der Altersklasse unter die ersten 100 zu kommen.
Im Ziel ließ ich mir Bananen und Tee schmecken, für Massage oder Bier mußte man dagegen zu lange anstehen. Bei kühler Witterung suchte ich schon bald die Feuerwache auf, die man mit Kleiderbeutel aber ohne Waschbecken oder Dusche wieder verlassen mußte. Das nahe Restaurant am Alexanderplatz bot mir in der Toilette ein Waschbecken und eine Möglichkeit zum Umziehen. Die Gelegenheit, mir im Anschluß den Reichstag anzusehen, verpaßte ich nur um eine Stunde, die ich nicht gewillt war, draußen in der Aprilfrische zu warten. Leicht müffelnd steuerte ich die Kiste im Anschluß Richtung Heimat. |
Nachdem ich mir die Präsentationen der Bewerberstädte im Fernsehen angesehen hatte, strampelte ich kurz vor der Entscheidung mit dem Fahrrad zum Leipziger Markt. Schnell das Rad um die Ecke abgestellt und in das Gewühl auf dem Markt gestürzt. |
So kam ich gerade noch recht um mitzubekommen, wen der Kanzler als nationalen Kandidaten berief. Es war schon vorher ein Toben auf dem Markt. Nach dem Rostock feststand, erhöhten sich Leipzigs Chancen. |
Nach der Entscheidung für Leipzig gab es dann kein Halten mehr. Die Menge auf dem Markt raste, trotz der langen Wartezeit spürte man die Begeisterung. Es hatte für Leipzig gereicht - Hamburg war sicher enttäuscht. |
Einen Tag nach der nationalen Olympiaentscheidung für Leipzig war der Leipzig Marathon angesetzt. Ich gönnte mir eine Woche nach dem Berlinlauf noch einen Halben und stellte mich locker neben eta 1100 Aktiven in den Startblock. Der Lauf sollte mir als Training dienen und ich wollte nochmal das Mitführen der Digitalkamera üben. Leider zeugten die während des Laufes gemachten Bilder nicht gerade von Kunstfertigkeit. Ich hatte mir diesmal ein 4:30 er Tempo vorgenommen, was auch recht gut klappte. | Bei zunehmender Hitze aber guter Versorgung und gedämpfter Begeisterung an der Strecke spulte ich meine Trainingseinheit ab. Bei gleichmäßigem Tempo sollte eine Zeit um 1:35 herauskommen. Leider hatte ein Spaßvogel beim Aufstellen der Kilometerschilder einen Kilometer übersprungen, so dass auf den Halbmarathonschildern immer ein Kilometer zuviel angezeigt wurden. |
Ich nutzte jedoch meinen Heimvorteil und konnte gegen Ende des Rennens einige Plätze gutmachen. Zwei Kilometer vor dem Ziel kanmen dann die 10 km Läufer dazu. Ich orientierte mich immer nach hinten, da ich von dort die führenden Marathonläufer erwartete. Erst gegen Ende des Rennens realisierte ich, dass die Spitze schon vor dem Start des Halbmarathon diese Marke überlaufen haben mußte und längst im Ziel war. | |
Am Ende kam für mich eine Zeit von 1:32 Std und eine Reihe verwackelter Bilder raus.
Ich traf Samir beim Umziehen der mir stolz eine 1:23er Zeit präsentierte, da hatte er vorher aber tiefgestapelt, als er mir eine Orientierung an meiner Berliner 1:25 ankündigte.
Ach ja gewonnen wurde auch, aber nicht von den hochgewetteten Kenianern, sondern von Michael Rudik aus der Ukraine, die Afrikaner folgten auf den Plätzen, ein Chemnitzer wurde Sechster. |
Um dem Frankfurt-Marathon zu größerer Verbreitung zu verhelfen, erinnerte man sich in dem Main-Metropole seiner Partnerstädte und gewährte den Läufern aus Leipzig, die zentral mit dem Stadtsportbund anreisten, eine starke Ermäßigung des Startgeldes. Die Olympiabewerber-Stadt Leipzig tat noch etwas dazu und so wurde es möglich, für 35 Euro Einsatz mit dem Bus zum Frankfurt-Marathon zu reisen. | |
Man kam am Samstag Nachmittag an und die Startunterlagen waren bald abgeholt, die Marathon Messe mit Pasta-Party besucht und das Quartier in einer nahe gelegenen Turnhalle bezogen. Es waren etwa 40 Teilnehmer mit im Bus, von denen einige für die Marathon-Staffel aus 4 Teilnehmern gemeldet hatten. Der Start am Sonntag war nach Zeitumstellung für 11 Uhr angesetzt, es war kaltes und windiges Herbstwetter, wie erwartet. | |
Nach den Skatern wurden dann auch die Läufer auf die Reise geschickt, es gab zwar nur eine Fahrbahn, aber in den vorderen Startblöcken kam man bald ins Traben. Es ging vom Messegelände zuerst Richtung Innenstadt, zum Überholen bot sich anfangs die ebenfalls gesperrte linke Fahrbahn an. Es waren etwa 9000 Läufer auf der Srecke, davon aber etwa 300 Staffelstarter, die zuweilen an einem mitgeführten Tuch in der Hand zu erkennen waren. | |
Es ging über den Main nach Sachsenhausen und weiter nach Niederrad und Hoechst. Es waren zahlreiche Zuschauer am Straßenrand, die Straßen ausreichend breit mit gutem Belag. Die Verpflegungsstellen waren gut bestückt, sehr viele Helfer und verschiedene Angebote. Ich hatte mit einem 4:30 min Schnitt begonnen und griff nur ab und zu nach einem Wasserbecher. Als Stimmungsnester waren Musikgruppen und Trommler aufgeboten, die die Läufer aufmunterten. In Richtung Hoechst war der Gegenwind merklich, so daß ich versucht war, in Gruppen zu laufen oder recht schnell zur nächsten Gruppe aufzuschließen. | |
Der Rückweg von Hoechst dann mit dem Wind im Rücken auch größere Steigungen gab es nicht. Auf Gegenlaufstrecken konnte man die endlose Läuferschar abschätzen. Obwohl ich mein Tempo hielt, überholte ich auf dem 2. Teil der Strecke fast nur noch. Die langen Einheiten des Greif-Planes hatten ihre Wirkung erzielt. Kurz vor Schluß überlief ich noch einen Polizisten, der mit Uniform (kurze Hose) und Mütze sowie Gummiknüppel lief. Dann ging es hinein in die Festhalle, wo der Sprecher versuchte, die Teilnehmer namentlich zu begrüßen. | |
Die Uhr blieb für mich bei 3:08:03 stehen, alle Wünsche waren in Erfüllung gegangen. Der 4:30er Schnitt hielt die ganze Zeit durch und ich hatte immer noch die Kraft, in die zahlreichen Zuschauer zu winken. Die zweite Hälfte war sogar schneller als die erste, da störte es auch nicht, wenn ich meine zweitschnellste Zeit von Berlin um 3 Sekunden verfehlte. |